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Atommüll-Endlagersuche in vollem Gange

Fast unbemerkt von der Öffentlichkeit befindet sich Deutschland, nach einem Neustart in 2016, nun wieder auf der dringenden Suche nach einem für die nächsten 1 Million Jahre „sicheren“ Atommüll-Endlagerstandort. (Diese Zeit ist nötig um die aggressive Kernstrahlung auf ein erträgliches Maß abklingen zu lassen.)
 
Weil das Problembewusstsein in weiten Teilen der Bevölkerung und natürlich auch in der Politik beim Umgang mit radioaktiv strahlenden Materialien unzureichend ausgebildet ist, hatte die Bundesrepublik in der Vergangenheit kein so glückliches „Händchen“ bei der
Endlagerstandortsuche. (aus heutiger Sicht könnte man auch von grob fahrlässigen Handeln sprechen)
Ich denke nur an den Salzstock in Gorleben, wo aus politischen Gründen, dicht an der innerdeutschen Grenze, ein Endlager eingerichtet werden sollte. Im dünn besiedelten Wendland rechnete man mit dem geringsten Widerstand und die  Belange des Nachbarn DDR spielten sowieso keine Rolle. Dass die Eignung dieses  Standort sich  auch nach 30 Jahren Ausbau und Erkundung bis heute nicht zweifellsfrei belegen lassen konnte, spricht Bände.
 
Aber auch andere Endlager für schwach- und mittelradioaktive Abfälle wie Morsleben bei Magdeburg oder  die Asse bei Wolfenbüttel, sind zweifelhafte Investruinen mit einem recht hohen Gefahrenpotential und extremen Folgekosten. An der Zuverlässigkeit der geologischen Formationen, gab es beim als „Forschungsbergwerk“ deklarierten Salzbergwerk Asse II von Anfang an fundierte Zweifel. Vollmundige Ankündigungen und Versprechungen hoher Bundespolitiker und gekaufter „Fachleute“, damals, übertönten jeden Zweifel. Jetzt wo erhebliche Wassereinbrüche eingetreten sind, ist die Asse als sicheres Endlager untauglich geworden. Dies extrem unprofessionelle Abfallmanagement von Politik und Atomwirtschaft beschert dem Steuerzahler Rückhol- und Sicherungskosten von 4 bis 6 Milliarden Euro. Gut 6000-fach mehr als die Atomwirtschaft für die Einlagerung damals zahlen musste.
 
Ob es in dem, derzeit im Ausbau befindlichen, ehemaligen Eisenbergwerk „Schacht Konrad“ jemals zu einer Einlagerung kommen wird, ist ebenfalls zweifelhaft. Auch hier ist die Eignung umstritten und der Ausbau verzögert sich seit Jahren. Eins ist hier aber klar: Das Lager ist schon jetzt zu klein geplant, um alle Abfälle (schwach- und mittelradioaktives Material), aufnehmen zu können. Eine Erweiterung des Projektes scheint aber kaum machbar.
 
Von den unakzeptabel, fahrlässig gesicherten Abraumhalden und Absetzbecken der Wismut ganz zu schweigen. Diese Fehler dürfen sich nie wiederholen!
Derzeit ist das Atommüll-Bundesamt (BfE) in Deutschland auf der Suche nach möglichen Standorten , die aufgrund ihrer geologischen Struktur als potentielle Endlager geeignet erscheinen. Davon könnten sich auch etliche in Mecklenburg-Vorpommern befinden. Im Laufe diesen Jahres wird die Behörde eine erste Liste mit möglichen Orten vorlegen.
 
Leider ist das Standortsuchverfahren im Gesetz nicht sehr fair angelegt. Es wird nicht nach technisch sichersten Kriterien ausgewählt, sondern der Bundestag entscheidet rein politisch über einen zukünftigen Standort. Mecklenburg-Vorpommern mit seinen lediglich 16 Abgeordneten im Bundestag wird gegen die Übermacht von Nordrhein-Westfalen mit 142 Bundestagsabgeordneten, Bayern mit 78 oder  Niedersachsen mit 59, sich kaum Gehör verschaffen können. Obwohl diese Bundesländer  auch über   potentielle Endlagerstandorte verfügen, kann man davon ausgehen, dass sie sich ihrer Verantwortung einfach durch Stimmenmehrheit entledigen können. Dies ist umso schmerzlicher, da diese Bundesländer in der Vergangenheit durch die dort ansässigen Zentralen der Stromkonzerne erhebliche Steuereinnahmevorteile genossen haben.
 
Daher ist die Wahrscheinlichkeit recht hoch, dass der hochradioaktive Atommüll Deutschlands im Osten eingelagert werden könnte.
 
Bei uns im Norden bringt auf Grundlage von bereits erfolgten früheren Untersuchungen und Gutachten, die Anti-Atom-Organisation .ausgestrahlt folgende Salzstöcke ins Gespräch: Boizenburg (Gülze-Sumte), Kraak, Werle, Netzeband, Zechlin, Wredenhagen bei Waren/Müritz. Aufgrund günstiger Tonstrukturen sind große Teile des Landkreises Ludwigslust-Parchim ebenfalls im Focus.
 
 
Wir Boizenburger Haus- und Grundeigentümer mit dem in unmittelbarer Nähe gelegenen Salzstock Gülze-Sumte werden nicht warten, bis eine höhere Entscheidung vom grünen Tisch aus getroffen wurde. Wir wollen vorher Bescheid wissen und auch ein Recht auf Mitgestaltung einfordern. Wir werden genauso, wie schon die betroffenen Einwohner um Waren/ Müritz (http://atommüllfreie-müritzregion.de/
durchgeführt haben, eine Infoveranstaltung am 25. März 2020 hier in Boizenburg organisieren und die Einwohner über diese zweifelhaften Planungen informieren.
 
Ich jedenfalls halte ein Endlager im Urstromtal der Elbe für keine gute Idee. Eine notwendige sichere Einlagerung von Atommüll für die nächsten 1 Million Jahre kann dort sicher nicht gewährleistet werden.
 
Einen kurzen, kritischen Erklärfilm wie das Suchverfahren für ein Atommülllager angedacht ist, sowie weitere Infos zur Standortsuche, gibt es auch hier:
 
ausgestahlt.de/standortsuche-mediathek/